Menschen mit Charisma haben Ausstrahlung. Betreten sie einen Raum, ziehen sie alle Blicke auf sich. Ohne überhaupt ein Wort gesagt zu haben. Oder sie halten eine Rede, die unvergessen bleibt. „I have a Dream“ von Martin Luther King von 1963. Diese mitreißenden Worte gingen um die Welt und in die Geschichtsbücher ein.
Charisma ist KEINE persönliche Eigenschaft. Martin Luther King hätte sich wohl kaum als charismatisch beschrieben. Charisma ist eine Zuschreibung. Ein Bild, das sich eine andere Person von jemanden macht.
Charisma: magische Aura, Macht, Glamour, Wow-Effekt. Es verspricht ein Geheimnis, und es flößt Vertrauen ein. Wer charismatisch ist, hat – das ahnen Sie schon – auch ein gesundes Selbstwertgefühlt. Die charismatische Ausstrahlung die uns so beseelt und mitzieht, ist eine unerschütterliche Selbstsicherheit, die jemand besitzt, egal, was er oder sie tut.
Der Begriff wurde ursprünglich schon vor knapp zweitausend Jahren von Theologen eingeführt und meint „Gnadengabe“. Jemand, der über diese Gnadengabe verfügt, ist beseelt vom Heiligen Geist und hat ein besonderes Maß an Weisheit, Erkenntnis und Glauben. Mit dem damaligen Begriff hat der heutige Begriff wenig zu tun, denn kurz nach dem 20. Jahrhundert hat sich der Begriff verändert.
Der Soziologe Max Weber formulierte eine spezielle Theorie der Herrschaftsübung, den charismatischen Führungsstil. Dieser beruht in erster Linie auf der persönlichen Qualität des Leaders, auf einer Art Magnetismus.
Studie zum charismatischen Führungsstil
Dazu gibt es nun eine Studie der Universität Münster in der Wissenschaftler Beschäftige aus Organisationen befragten, die sich in Veränderungsprozessen befanden. Mit der Frage „Wie charismatische ist Ihr Chef/Ihre Chefin?“ erzielten sie folgende Ergebnisse: Die Beschäftigen bewerteten die Führungskräfte als charismatisch, die ihnen statt dominanter Verhaltensweise eher Empathie entgegenbrachten. Außerdem wurden folgende Fähigkeiten positiv bewertet: In positiven Szenarien denken, Fähigkeit zum Querdenken und in Leitbildern und Visionen denken. Auch wurden diejenigen Führungskräfte als charismatisch bezeichnet, die bei Managemententscheidungen die persönliche Situation der Beschäftigten mitbedachten. Fasst man die gesamten Ergebnisse dieser Umfrage zusammen, so kann man wohl behaupten: Je charismatischer die Führungskraft, desto mehr Engagement im Team. Je weniger Charisma, desto weniger Leistungsbereitschaft im Team.
Populäre Charismatiker
Charismatiker handeln außergewöhnlich, denken regelfremd und sind von der Meinung anderer unabhängig. Zahlreichen Politikern und Persönlichkeiten wird diese Gabe und Ausstrahlung nachgesagt:
- Barack Obama
- Oprah Winfrey
- Dalai Lama
- Marilyn Monroe
- Helmut Schmidt
- Steve Jobs
- Gregor Gysi
Was lässt Ihr Charisma strahlen?
Wie oben schon erwähnt, ist Charisma eine Eigenschaft, die jemandem zugeschrieben wird, die also von außen kommt. Daher ist sie schon mal nicht angeboren. Und das können Sie tun:
- Präsenz: Damit meine ich gar nicht die körperliche Präsenz. Sondern die Präsenz in einem Gespräch. Menschen, denen Charisma zugeschrieben wird, hören aufmerksam zu, sind ganz bei dem anderen und fragen nach. Sind auf eine positive Art und Weise neugierig. Begierig danach, ihren Bezugsrahmen zu erweitern.
- Kreativität: Menschen, die kreativ denken, können auch mit negativen Nachrichten kreativ umgehen, daraus etwas Neues entwickeln oder Positives herausziehen. Sie lassen sich dadurch inspirieren, um Lösungen zu finden und querzudenken. Nachgewiesen wurde zum Beispiel, dass die als charismatisch geltenden, früheren US-Präsidenten Barak Obama oder Franklin D. Roosevelt mehr Metaphern in ihren Reden gebrauchten als andere.
- Souveränität: Seien Sie souverän. Sie kennen sicherlich auch Menschen, die ständig erzählen, was sie alles zu tun haben und wie gestresst sie sind. Würden Sie die als charismatisch einstufen? Eben. Charismatische Menschen sind bedacht und vermitteln Ruhe. Sie behalten auch im Trubel einen klaren Kopf. Ihre Worte sind klar, und sie haben eine freundliche und gleichzeitig leidenschaftliche Stimme.
- Körpersprache: Die Körpersprache charismatischer Menschen hat immer etwas Geheimnisvolles und Souveränes. Sie lächeln viel, haben eine große Bandbreite an emotionalen Gesichtsausdrücken und eine lebendige Körpersprache. Sie sind Meister oder Meisterinnen der Synchronizität: Wenn sie mit jemandem sprechen, passen sie sich in ihren Gesten und Gesichtsausdrücken dem Gegenüber an.
- Empathie: Auch die Empathie gehört dazu. Charismatische Menschen verstehen die Emotionen und Beweggründe anderer Menschen und gehen darauf ein. Menschen fühlen sich von Charismatikern verstanden.
- Einzigartigkeit: Das wichtigste Merkmal ist wohl die Individualität oder Einzigartigkeit dieser Menschen. Sie haben eine bestimmte, unverwechselbare Art. Oftmals findet man Menschen charismatisch, die ganz anders sind, als man selber – aber vielleicht gerne so wäre. Da viele Menschen sich Ähnliches wünschen, empfinden sie hinsichtlich des Charismas einer Person ähnlich.
Zu charismatischen Persönlichkeiten blickt man auf. Sie haben eine Vorbildfunktion. Allerdings unterliegen charismatischen Mensch auch der Gefahr, Macht zu missbrauchen. Große Führer können schnell große Verführer werden. Denken Sie nur an Adolf Hitler oder General Francisco Franco. Das gleiche gilt für soziale Gruppen: Aufgrund ihrer verführerischen Wirkungen können sie für Organisationen und Systeme zum Risiko werden oder das Unternehmen in die falsche Richtung lenken.
Wie auch immer: Charisma bleibt auch weiterhin ein Geheimnis. Und vermutlich besteht gerade darin der Charme. Denn Charisma ist ein Erfolgstreiber und macht sexy.